Macht die Klimaerwärmung dem traditionellen deutschen Eiswein den Garaus? Dieses Jahr zumindest sind die Temperaturen nicht weit genug gefallen, um die Trauben am Rebstock gefrieren zu lassen. Die Trauben gefrieren nicht an der Rebe, wenn die Temperatur nicht auf mindestens minus sieben Grad Celsius sinkt.
Dieser warme Winter bedeutet also, dass in den deutschen Weinbergen zum ersten Mal seit Jahren kein Eiswein mehr produziert wird, ein teurer goldener Nektar aus Trauben, die am Rebstock gefrieren.
Dessertwein der besonderen Art
Das Deutsche Weininstitut teilte mit, dass die Temperaturen in keiner der Weinregionen des Landes auf die notwendige Temperatur von minus sieben Grad Celsius gefallen seien.
Eine Reihe von warmen Wintern hat bereits in den letzten Jahren die Eiswein-Produktion reduziert. Nur sieben Produzenten schafften es 2017 und nur fünf im Jahr 2013.
Das Einfrieren der Trauben vor dem Zerkleinern konzentriert den Zucker und führt zu einem Dessert-Wein. Er war schon immer ein Nischenprodukt, das nur etwa 0,1 Prozent der deutschen Produktion ausmacht, und die geringen Mengen machen ihn natürlich teuer.
Eiswein zu machen war schon immer eine knifflige Angelegenheit. Die Arbeiter müssen in die Weinberge rennen, um die Trauben innerhalb weniger Stunden zu ernten – wenn die Temperatur sinkt – meist nachts oder am frühen Morgen. Die Trauben müssen noch gefroren gepresst werden, weshalb die Winzer in ungeheizten Anlagen arbeiten. Weinbergbesitzer sind auch dem Risiko ausgesetzt, dass für Eiswein reservierte Trauben an der Rebe verrotten, bevor die Temperatur weit genug sinkt.
Kanadischer Dauerfrost schlägt erwärmtes Deutschland
Der Trick besteht darin, das Wasser der Traube als Eis in der Presse zurückzulassen und den Saft zu fermentieren, der die konzentrierteste Form von Säuren und Traubenzucker enthält, sodass der resultierende Wein sowohl außergewöhnlich süß als auch außergewöhnlich säuerlich ist.
Die kanadische Halbinsel Niagara ist dank ihrer kalten Winter einer von mehreren anderen Orten, an denen Eiswein – sehr viel einfacher als in Deutschland – hergestellt wird. Er wird auch in den USA im Norden von Michigan und im Ashtabula County, Ohio, in der Nähe des Eriesees produziert.
Zu den wichtigsten Märkten für deutschen Eiswein zählen Deutschland, Japan, China, Skandinavien und die USA.
Weil er so schwierig zu machen ist, ist deutscher Eiswein selten und teuer – mindestens 25 Euro aufwärts kostet die halbe Flasche, in der er üblicherweise verkauft wird.
In Kanadas Weinbergen gibt es kein Problem mit ausbleibendem Frost: Das Land rechnet damit, jedes Jahr zwischen einer und zwei Millionen halbe Flaschen mit Eiswein zu füllen.