Nachdem im 18. Jahrhundert der Ausdruck „gin craze“ in England den Alkoholrausch bedeutet hatte, scheint eine neue „gin madness“ die Liebhaber von Spirituosen und Cocktails erfasst zu haben – ausgerechnet Gin, dieser angestaubte weiße Alkohol mit Wacholder.
Nachdem Gin lange auf die altmodischen Bilder eines Queen-Mother-Getränks beschränkt gewesen war, ist er jetzt in Tausenden von Marken erhältlich, 6.000 weltweit und im englischen Mutterland des Gins allein schon 4.000 verschiedene Arten, so ein Artikel von The Drinks Business und spielt auf einer beeindruckenden aromatischen Palette, was man vor zwanzig Jahren noch nicht für möglich halten hätte.
Oranier standen Pate
Gin verdankt diese Erneuerung natürlich seiner reichlichen Verwendung in Cocktails. Es symbolisiert den spektakulären Aufstieg der Cocktails in den letzten Jahren, sowohl in Bars als auch im privaten Bereich.
International stieg der Gin-Konsum in den letzten Jahren um bis zu 17,6 Prozent jährlich. Ein unglaublicher Anstieg für eine etablierte Marke wie Gin, wobei es nur den Anschein erweckt, der Gin sei das englischste aller Getränke. Dabei kommt der Gin aus den Niederlanden und kam im Gepäck britischer Soldaten nach England, die im 17. Jahrhundert gegen Spanien in den Ländern der heutigen Niederlande in den Krieg gezogen waren.
Wilhelm von Oranien wurde 1689 zum König von England gekrönt und ermutigte die Gin-Produktion, um den vom französischen Feind produzierten Cognac zu ersetzen. Neue Gesetze, bessere Herstellungsqualität und die Eröffnung von Spezialitätenbars belebten das Image im viktorianischen Zeitalter.
Geburtsstunde des Gin Tonic
In Indien haben sich durch Malaria geschwächte Kolonisten und Soldaten der Krone daran gewöhnt, Chinin – ein Pulver, das aus der Rinde eines Baumes mit medizinischen Eigenschaften gewonnen wird – in Wasser verdünnt zu konsumieren. Um seine Bitterkeit zu übertönen, hatten die Truppen die Idee, diesem medizinischen Wasser eine Dosis ihrer täglichen Gin-Ration zuzusetzen. So wurde der Gin Tonic geboren.
Im 20. Jahrhundert wurden auf beiden Seiten des Atlantiks weitere Cocktails kreiert, wobei Gin die Grundlage für die raffiniertesten war. Darunter der emblematische Dry Martini, Negroni, Gimlet, Tom Collins oder der nicht zu vergessene, aber köstlich cremige Ramos Gin Fizz, zubereitet aus Gin, Zitronensaft, Rohrsirup, Orangenblütenwasser, Extrakt von Vanille, Eiweiß, Crème Fraîche und Selterswasser.
Und bei einem Zuwachs von mehr als siebzehn Prozent im Jahr wird der Gin wohl noch viele neue Fans begrüssen können.